Hallo zusammen,
man kommt über den automatisierten Eingang in die „Modellbauwelten Bispingen“, das ist also der Bereich unterhalb der Schneehalle „Snow Dome“. Da sieht man schon einmal, was einen erwartet. Der Bereich ist nach drei Seiten offen und an einer Seite (wo die Skiabfahrt unten ankommt) geschlossen.
Im vorderen Bereich erwartet einen zunächst eine dreigeteilte Vorführanlage mit jeweils drei Gleiskreisen, wo mit Videobildschirm-Unterstützung der Unterschied zwischen Dampf-, Diesel- und Elektrolok dargestellt wird. Aha, dachte ich mir, da sind dann doch eher die Kinder angesprochen. Aber es kann ja durchaus nützlich sein, wenn man seine Besucher schon mal vorab einstimmt. Dass aber selbst auf diesem Teilbereich kein Fahrdraht für die E-Loks angebracht ist, das ist ärgerlich. Wie sollen Kinder verstehen, wo der Strom (also das „E“ der E-Lok) herkommt?
Weiter hinten dann ist ein wirklich beeindruckendes Abbild des Snow Dome aufgebaut, umkreist von zwei Zügen. Und hier geht die Gaudi schon los: Eine E-Lok der Rhätischen Bahn (LGB) mit einer DB-Diesellok (Piko) werden bunt kombiniert. Na ja, dachte ich mir, das kann ja noch heiter werden aus Sicht eines Eisenbahners: Und es kam dann auch so.
Und noch weiter hinten ist ein Zirkus aufgebaut mit vielen Details. Auch schön gemacht, wiederum umkreisen zwei Züge das Areal. Die Szenerie ist wirklich schön gemacht, da haben sich Modellbauer viel Mühe gegeben. Was sich schon weiter vorne angedeutet hat, das geht hier aber weiter: Der Bereich "Eisenbahn" wird sträflich vernachlässigt. Hier ziehen zwei Kurzzüge ihre Runden: Eine US-Mogul (Das dürfte Bachmann sein, oder aber Piko?) mit einer Caboose von USA-Trains oder Piko, daneben ein Ein-Wagen-Zug mit LGB-Mallet. Liebe Verantwortliche in Bispingen: Das kann es doch nicht sein! Ich bin wirklich Spielbahner und kein Erbsenzähler, aber wenn man schon mit einem Zirkus die Kinder ansprechen will, dann stellt halt auch einen Zirkuszug auf die Gleise: Es gibt so schöne Zirkuszüge von LGB, Bachmann und neuerdings auch von Piko. Wenn die Verantwortlichen von Piko das hier lesen, dann kann ich nur empfehlen: Schickt den Leuten in Bispingen doch mal einen Roncalli-Zug! Was übrigens spätestens hier auffällt: Alle Züge laufen immer im gleichen Tempo. Das könnte theoretisch eine Analogbahn sein, wo man einfach mal den Fahrregler aufdreht und dann immer schön weiterlaufen lässt. Die Mogul raste um den Zirkus, dass ich sie mit meinem Foto gar nicht scharf draufbekommen konnte.
So, dann sind also mehrere "Themenwelten" eingerichtet. Geworben wird mit 50 Themenwelten, das kann ich nicht bestätigen. Nach meiner Auffassung dürften das eher 20 sein, aber vielleicht sind ja auch "Unter-Themenwelten" mitgerechnet, das kann ich nicht beurteilen, ist auch nicht entscheidend, sondern mir nur wegen der Werbung für 50 Themenwelten aufgefallen. Also habe ich als US-Gartenbahner mal im hinteren Bereich bei "Amerika" angefangen. An den Themenwelten steht ein Schild, damit man weiß, worum es geht. Irgendwo hat man sich wohl Inspiration geholt für die Schilder. Im oberen Bereich steht zu "Wusstest du...?" eine möglichst außergewöhnliche Information zu dem Themenbereich, darunter wird mit "Findest du...?" der Betrachter aufgefordert, nach einem bestimmten Detail auf der Anlage zu suchen. Also der Museumspädagoge würde wahrscheinlich sagen: Gut gemeint, aber nur sehr spärlich ausgeführt. Ansonsten gibt es nämlich in der ganzen Halle keine weiteren Infos: Nix mehr zu den Vorbildern (hier z.B. "Amerika") nix zu den Eisenbahnen in Amerika, nix zum Aufbau der Anlage, nix zum Grundkonzept, nix zur Technik, nix zur Anlagensteuerung, einfach nur nix. Schade, da kann man noch so viel machen: Touch-Bildschirme, die zur Vorbildregion Infos geben, zu den Eisanbahnen dort, zum Aufbau der Szene undsoweiter. Damit kann man die Verweilzeit des Besuchers vor Ort steigern und letztlich auch das Verständnis für das, was man sieht.
Und dann geht die Gaudi aus Eisenbahnersicht auch gleich weiter: Ein Big Boy von USA-Trains fährt mit der Rhätischen Bahn durch Amerika. Ist das wirklich der Ansatz in Bispingen, dass man bunt herummischt, was gerade im Regal steht? Hinter der RhB-Lok sind dann Boxcars und Reefer Und Caboose, auch nicht passend.
Aber an anderer Stelle kann man immerhin zwei US-Züge erkennen, mal davon abgesehen, dass die Bahngesellschaften munter durchmischt werden. Was auffällt ist auch, dass hier nur Kurzzüge unterwegs sind. Für mich ist das unverständlich: Die nach eigenen Angaben weltweit größte Anlage (mit beworbenen 20 Kilometern Gleislänge) zeigt nicht, wie imposant ein US-Zug aussieht mit 10, 20, 30 oder 50 Wagen am Haken. Nein, 5 bis 6 Wagen ist das Maximum. Schade.
Sehr schnell bekommt man den Eindruck, dass es hier im Bereich der Eisenbahn nicht so sehr auf Klasse ankommt. Vielmehr scheint es um absolute Betriebssicherheit zu gehen. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass man frühmorgens einige wenige Züge startet, immer im gleichen Tempo, und hofft, dass sie bis zum Abend durchhalten. Da stehen irgendwo Wagen mitten auf der Strecke herum und keiner kümmert sich, die Lok ist nicht mehr zu sehen. An anderer Stelle schiebt die Lok einen Güterwagen vor sich hin und zieht hintendran den Rest. Das sieht ja so aus, als ob sich der letzte Wagen abgekuppelt hat und bei der nächsten Runde hat die Lok ihn einfach wieder aufgegabelt. An einer anderen Stelle habe ich gesehen, wie eine große Piko-Dampflok im vorderen Bereich leicht entgleist ist, aber noch ein wenig weiterfahren konnte. Sie ist dann noch einige Meter in den Tunnel reingehüpft und dann war sie weg, kam nicht mehr wieder. So ähnlich sieht das auf der ganzen Anlage aus. Das ist wohl auch der Grund, warum man so wenige Züge sieht am späten Nachmittag, als ich kam: Frühmorgens werden Züge gestartet und man hofft, dass bis zum Abend möglichst viele durchhalten. Bei einigen Loks ist das Gequietsche so hoch, dass man es in der ganzen Hallenebene quietschen hört. Die halten nicht lange durch, wenn sich da keiner kümmert. Ohnehin habe ich nur einen Mitarbeiter gesehen, das zeige ich später noch. Meine Freundin hat angeblich noch einen weiteren Mitarbeiter gesehen.
Was auffällt: Eigentlich ist die Anlage für verdammt viel Zugbewegungen konzipiert. Ich weiß zwar nicht, was eine vierspurige Gleiswendel soll, aber theoretisch könnte sich da eine Menge bewegen: Das tut es aber nicht. Von den beworbenen 500 Zügen habe ich noch nicht einmal 50 gesehen! In den meisten Fällen sind die Gleise leer, da tut sich nix. Der Gartenbahner, der wie ich gekommen ist, um Eisenbahn zu sehen, muss leider verhungern.
Hier hat sich der Modellbauer der Trestle-Brücke wohl verkalkuliert in der Baulänge. Macht aber nix, da baut man dann halt anders weiter.
Hier stehen zwei Zugkompositionen herum, ohne Loks. Schade insbesondere für die Streamliner: In ganz Amerika fuhren sonst nur Kurzzüge mit Güterwagen.
In einem kleinen Städtchen sind Piko und Pola gut vertreten. Der Deckel des Wasserturms ist zwar nicht ganz dicht, aber solang kein Wasser rausläuft ...
Ja, und wer sich jetzt noch wundert, was da alles in USA herumfährt, der hat in meinem Text oben nicht gut aufgepasst.
Die Gleislage ist nicht an jeder Stelle optimal, wie man hier sehen kann. Übrigens sind die Themenwelt im äußeren Bereich eher auf dem Boden gelagert (mit wenig Aufbauten) und die Gleise lose verlegt, weil dort die Witterung doch noch recht stark einwirken kann.
So, das war es zunächst mit Amerika und einem ersten Überblick. Es geht bald weiter.